Königliche Hohlköpfe
Ein unglaublich intelligentes, hoch aktuelles und wahnsinnig komplexes Jahrhundertkunstwerk ist im Park des Wittelsbacher Schlosses in München zu sehen. Einige Besucher und auch die geneigte Presse wähnten, bei den 99 hochkarätig goldlackierten Plastikbüsten auf türkis angefärbelten Pressspanplatten handele es sich um den 1885 im Starnberger besoffen ersoffenen Ludwig II. – den mit dem marzipanenen Kitschgeschmack.
Ach, sie irren jämmerlich. Es handelt sich bei den 99 (nicht 100) Hohlköpfen eindeutig um Abbilder des goldgesöderten hoffnungsvollen Kandidaten und Thronanwärters Markus I., der den gottbegnadeten Kunst- und Gunstprofessor an der Nembecher Akademie der Bildenden Künste, Ottmar Hörl, darum gebeten hatte, sich Seiner Majestät künstlich anzunehmen.
Das ist natürlich bestens gelungen. Solchem Ehrenbeweis kann sich doch kein Kunstprofessor im Dienste des Bayerischen Staates entziehen. Verkäuflich sind die Hohlköpfe auch – man munkelt von 2.000 Euro das Stück. Die Bayerische Staatskanzlei soll sich das Vorkaufsrecht gesichert haben, damit die Hohlköpfe in Staatlichen Behörden und Museen aufgestellt werden können – ggfs. in unmittelbarer Nähe zu den neuen Söderkreuzen.
Unbekannte – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – linksextremistische, anarchistische, terroristische, antisöderistische und antimonarchistische Elemente, vermutlich mit migrantischem Hintergrund aus Berlin, Hamburg oder Frankfurt, haben dieses epochale Kunstwerk als „blöd“ und „Ludwixerei“ verächtlich gemacht, wie wir mit Empörung feststellen mussten. Es handelt sich vermutlich um eine kriminelle Vereinigung. (Verfassungsschutz und die StaatsSchutzAbteilung der Bayerischen Polizei fahnden bereits nach den Übeltätern.)
Angesichts von Kriegen, Armut, Hunger und Elend, Nazerei, Rechtsextremismus und anderem höllischen Irrsinn, ist es doch wunderhübsch, wenn ein Ministerpräsident und sein Kunstprofessor ein bisschen harmlos hörlischen Goldlack in einem Schlosspark parken – zur coolen Unterhaltung und geilen Erhellung unserer Gemüter, oder?
von Matt Edelweiß