<span class="hpt_headertitle">Häuser des Humors</span>

Häuser des Humors

Es war im April dieses Jahres. Ercan saß wie so oft in der Ehrengutstrasse auf der Türkante vor seiner Fitness-Bude, „Pumping“-Ercan, ehemals Vizeweltmeister im Bodybuilding. In einigen Monaten wird der emsige und gutmütige Mann, dessen Studio stets kommunikative Anlaufstelle war, für die Nicht-Yuppies unter den Pumpern, sein Lebenswerk schließen müssen. Die jungen Erben des denkmalwürdigen Gebäudes haben nichts Emsigeres zu tun als es abzureißen. Aber er hat seine Würde und seinen Humor nicht verloren.

Das ganze Viertel riecht nach Rendite und ist seit Jahren in Aufruhr. Eine Wirtschaft nach der anderen macht zu, weil die Mieten nicht mehr zu bezahlen sind. Die Parkplätze füllen sich peu á peu zunehmend mit teuren, großen Wägen, SUVs, Cabrios. An der Litfaßsäule wirbt „Elite-Partner“ um die traurigen Singles dieser Stadt. Die lustigeren gehen ins Valentins-Stüberl. Was waren das für Zeiten, als in der Dreimühlenstraße noch die Liederbühne „Robinson“ residierte, eine der Wiegen des Münchner Kabaretts und der Kleinkunst! Hier schaute ich so manchem Kollegen ab, was ich selbst als Handwerkszeug würde brauchen können für meine Karriere, die mich später in das Ensemble der „Lach- und Schießgesellschaft“ führen würde. Was haben wir dort gelacht all die Jahre!

Im Haus um die Ecke, in dem ich wohne, werden alle paar Monate Mieter rausgeekelt. Es ist an Anleger verkauft worden, die es fertig brachten, mich ein ganzes Jahr ohne Warmwasserversorgung zu lassen, bis ich sie gerichtlich zur Instandsetzung zwang. Endlich duschen. Was habe ich gelacht! Als Humorist hat man es schwer in München. Aber Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Ist es nicht tröstlich? An jenem Apriltag gab der Stadtrat sein Okay für die Sanierung der alten Viehbank in der Zenettistraße. 13 Millionen wird es kosten, um das Gebäude in der Nachbarschaft des Theaters am Schlachthof herzurichten. Dann wird dort das „Forum Humor und Komische Kunst“ einziehen. Die jährlichen Betriebskosten werden auf 1,7 Million Euro geschätzt.

Zwei Straßen weiter fand ich das Gebäude. Ich setzte mich an den Randstein. Endlich konnte ich weinen.

Vielleicht werde ich mich bewerben in diesem Museum? Als erstes Ausstellungsstück.

von Ecco Meineke